Wie kann es sein, dass die Zeit hier vorbei rast und sich Schulstunden in Deutschland mit der Geschwindigkeit einer eher faulen Kontinentalverschiebung fortbewegt haben.
Ich bin jetzt drei Wochen an diesem verrückten Land, das unproportional viel Platz in den Medien beansprucht, verglichen mit der tatsächlichen Größe.
Back to the work:
Die Arbeit läuft immer besser, die Friends bauen schon ein richtiges Vertrauen zu mir auf, und ich habe schon oft Teile der Gruppe allein betreut. Ohne verprügelt zu werden...
Ich spare mir jetzt minutiös geschilderte Tagesberichte, möchte euch aber an einigen Anekdoten teilhaben lassen.
Die Musch-Musch-Affären:
(Der geänderte Name ist zugegebenermaßen blöd, aber der echte ist auch nicht besser.)
Musch-Musch ist sowohl in meinem Haus, als auch in meiner Tagesgruppe. Er sieht harmlos aus, ein bisschen wie ein Büroarbeiter, der seinen Anschlussbus verpasst hat. Eben jener hat eine ganz possierliche Art, er stottert und lallt, ein bisschen wie ein bettelndes Kleinkind.
Aber das ist er nicht. Leider. Musch-Musch, der gerne Mal Küsschen gibt, hat eine aggressive Ader. Am Nachmittag, ich war nicht mehr da, den Auslöser kenne ich also nicht, sah sich Musch-Musch in die Notwendigkeit versetzt sein Zimmer zu zerstören, und dabei auch das Klo herauszureißen...
Einmal, in meiner Anwesenheit hat er aus Protest auf den Boden gekotet, und einmal fröhlich zum Start in den Morgen springflutartig seinen Mageninhalt herausgekotzt.
Aber abgesehen davon ist er wirklich herzallerliebst, hätte er nicht diese unangenehme Angewohnheit als Morgenritual in sein Zimmer zu pinkeln.
Na ja, jetzt, wo er eh keine Toilette mehr hat, kann man ihm das auch nicht so recht übelnehmen.
Die Lulu-Chroniken:
Dieser Friend spottet jeder Beschreibung. Optisch sieht er ein wenig aus wie mein ehemaliger Chemielehrer, den ich sehr schätze. Stellen wir uns diesen Mann nun nach 20 Jahren Kokainsucht, und einem Fetisch für Fett vor. Das grässliche Bild was sich nun bietet ist noch fern der Realität, aber immerhin. Lulu ist um die 60 Jahre alt, dick, haarig und sehr sehr eigen. Als Kind lernte er von seiner Mutter sich auf Kissen zu entleeren, warum auch immer... das tut er nun nicht mehr, nicht mehr so oft, ist aber von Körperhygiene nicht sehr begeistert. Wirklich nicht. Da ich meistens am Morgen der erste bin der das Haus betritt und die Nachtschicht ablöst, kommt mir die Aufgabe zuteil Lulu zu duschen, da er mich freudestrahlend und nackt begrüßt. Und das ist wirklich nicht so prickelnd. Aber was will man machen, es ist schlimmer alte Männer zu riechen, als sie schnell zu duschen.
Doch wir haben ein gutes Verhältnis zueinander: „He is an old, pervert, rumanian bastrerd. If he would not be an authistic, he would do terrible things to little boys!“, so einer der Guides
Jetzt hat das Wochenende begonnen, gleich fahren wir auf eine Hausparty und morgen feiern wir am Strand in Hannah´s Geburtstag rein, es reicht also für heute.
Man muss ja nicht immer alles auf einmal erzählen.
Doch um einmal zu versuchen die Quintessenz meiner Woche herauszubilden:
„Tarim michnaßáim!“
-Zieh deine Hose hoch!