Dienstag, 29. November 2011

Fear and loathing in RamatHaSharon

Asche auf mein Haupt!
Erst große Versprechungen, diesen Blog nicht verweisen zu lassen, und ihn jede Woche mit frischen Geschichten zu füttern, und dann so etwas: 37 Tage kein Eintrag. Welch Blamage.
Doch genug der Selbstkasteiung, Geschichten möchten erzählt werden.

Am Besten fange ich mit dem Akuten an: Mein Fuß. Dieses unscheinbare stille Körperteil, hat mir seit letzter Woche schwer zu schaffen gemacht: Am Sonntag bin ich mit meinem Fuß umgeknickt, und habe natürlich nichts gemacht. Bin in einer Mischung aus deutscher Tugendhaftigkeit und Schmerzverachtung dann noch zwei Tage zur Arbeit gegangen, bis ich nicht mehr laufen konnte.
Aber das Kfar bekommt regelmäßig Besuch einer Ärztin, die mich dann fachmännisch untersucht hat, und zu dem Schluss kam, dass ein blau angeschwollener Fuß schon schlecht ist, und ich am besten ins Krankenhaus fahre. Aber zum Trost und als erste medizinische Amtshandlung habe ich eine handvoll rosa Schmerzmittel bekommen. Lecker.
Im Hospital habe ich mich mit Zvika, einem unserer Manager getroffen, der mich durch die Heilanstalt geführt hat. Israelische Krankenhäuser wirken wie die Kulissen der US-amerikanischen Serie Scrubs, sind leider nur dreckiger und unübersichtlicher. Aber nette Menschen da, wie der junge Mann der mich mitleidig geröntgt hatte. Mitleid, nicht wegen der Schwellung, sondern wegen der Tatsache, dass ich ein Jahr in Israel lebe. Freiwillig. „Here are no bands, man! We got no festivals. You got the Southside and the Rock am Ring, we have nothing.“
Guter Einwand eigentlich...
Das Ende der Story ist, dass ich 1 Woche krank geschrieben bin und 1130 Schekel zahlen muss. Vorkasse, war ja ein Arbeitsunfall ...
Nach Zahlen und Bandagieren habe ich noch einen Cappuccino spendiert bekommen und mit Zvika eine Van Gogh Ausstellung besucht. Man gönnt sich ja sonst nichts, oder?!?

The fucking ethiopian wedding

Das Highlight dieses Monats war definitiv die Hochzeit, auf der wir von Avram, unseren äthiopischen-jüdischen Arbeitskollegen eingeladen wurden. Zugegen waren rund 200 Gäste, sehr viele davon unsere Arbeitskollegen. Ich muss gar nicht so viel erzählen, die Photos (rechts) sprechen bände. Nach der Trauung, der Stand-Up Show des Rabbis und des Glaszertretens fing der „ernste“ Teil des Abends an: Nun wurde getrunken, gegessen und getanzt zu jüdisch-äthiopischen Elektro. Oder Folk der elektrisch klang.
Aber so eine Hochzeit ist immer sehr teuer für die Familie, bedenkt man, dass das Essen und die Getränke wirklich erste Klasse waren. Man schenkt in Israel also keinen Toaster oder Fußmatten, was in Deutschland ja in Ordnung zu sein scheint, man schenkt Geld, um diese phantastische Feier mitzufinanzieren.
Leider war es mit der Hochzeit so, wie mit allem im Leben, es ist alles immer viel zu schnell vorbei.
Masel Tow!


Kibbuzniks

An dieser Stelle möchte ich dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend die Finanzierung des Seminars über „Die Rolle der Religionen im israelisch-palästinensischen Konflikt“danken. Denn dieses Seminar im Kibbuz Nachsholim in der Nähe von Haifa war mehr als genial! Das Programm war buntgemischt, wir haben einen Rabbi, einen Imamen und den ehemaligen Bürgermeisters eines Dorfes, das in Israel – Palästina geteilt wurde besucht. Haben uns mit der israelischen Staatsgründung und der PLO auseinandergesetzt und besprochen, welche Wichtigkeit der Holocaust im Konflikt hier hat.
Interessant war es auch zu sehen, was andere deutsche Volontäre an die Levante treibt. Und ja, es gibt Leute die hier sühnen und versuchen sich von einer historischen Schuld reinzuwaschen.
Und ja es gibt Leute, die tatsächlich Gott näher kommen wollen...
Aber es gibt auch Menschen, die in den okkupierten Gebieten helfen, und mit den täglichen Schikanen am Checkpoint, fehlendem Heißwasser und mangelnder Internetverbindung auskommen müssen.

Wasserrohrbruch
Ein Wasserrohrbruch im Wohnzimmer ist in der Tat erwähnenswert; Ist man allein in der WG ist (aufgrund der temporären Behinderung) und kein Telephon hat.
Und die einzigen Helfer der verrückte Nachbar von neben an ist, (der der immer unzusammenhängendes Zeuch schreit), und die böse Alte, die mir kein Telephon borgen wollte.
Das Ende der Geschichte kann ich noch nicht erzählen, aber unser Nachbar hat nun kein Wasser mehr und wir einen mittlerweile relativ trockenen Boden...


Doch wie geht es Deutschland? Georg Kreisler ist tot. Ähnlich wie die FDP, doch leider muss das Schicksal noch einmal die Weichen Richtung Untergang stellen und Guttenberg traut sich wieder ins Sonnenlicht. Das schmerzt.

Doch nun soll es genug sein. Nächste Woche Sonntag ist mein 20. Geburtstag, was beunruhigend genug ist.

Alles Gute zu euch, und bleibt tapfer!