ja wir haben Urlaub gemacht. Es wurde ja auch höchste Zeit und wenn man schon mal im Nahen Osten ist, dann will man ja auch was zu sehen bekommen, oder?!?
Wir planten also zusammen, das heißt Matthias, Marisa, Peter und ich eine Reise nach Jordanien.
Am Sonntag gings los, nach der Arbeit wurde gepackt, geputzt und meine Haare geschnitten. Dann mit dem Nachtbus von Tel Aviv nach Eilat. Nach einer knapp 5 Stündigen Fahrt, die unser Fahrer in halsbrecherischer Geschwindigkeit zu Musik von Tetris gemeistert hat, kamen wir endlich an. Müde und zerzaust legten wir unsere Sachen im Hostel ab und erkundeten das gerade erwachende Eilat.
Eilat, die am südlichsten gelegene Stadt von Israel zwischen Jordanien und Ägypten ist eine Art Mallorca der Israelis. Nobelhotels reihen sich an Filialen von Prada & Co und zehn Meter weiter werden gefälschte Sonnenbrillen verramscht. Wir haben uns dann in bester Urlaubsmanier an den Strand gefläzt und die Sonne ihr Werk verrichten lassen. An dieser Stelle möchte ich noch einmal darauf hinweisen: Ich mag die Sonne, sie aber nicht mich. Obwohl ich oft bedeckt oder im Schatten saß, und die wenigen nackten Stellen mit Sonnencreme LSF 70 (!) eingeschmiert hatte, bekam ich einen fetten Sonnenbrand, der sich erst jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe zurückzieht.
Was bleibt sind sexy Unterhemdspuren an den Schultern und knackig braune Kniekehlen.
So gingen wir auch, nach einem ausgedehnten Abendessen früh ins Bett.
Am nächsten Morgen sind wir erstaunlich leicht über den Checkpoint nach Jordanien gekommen und mit einem Taxi nach Aquaba, der nächsten Stadt an der israelisch-jordanischen Grenze gefahren.
Ein paar allgemeine Dinge zu Jordanien: Jordanien hat seid dem Unabhängigkeitskrieg Frieden mit Israel, es ist eine sehr alte, aber auch sehr fortschrittliche konstitutionelle Monarchie, die rund 6,6 Millionen Einwohner hat, von denen das Gro Beduinen, oder aber palästinensische Flüchtlinge sind.
Achja, und die Zigaretten sind spottbillig, eine Packung L&Ms zum Beispiel umgerechnet 1 Euro.
In Aquaba, hielten wir uns aber nicht lange auf, sondern fuhren direkt weiter ins Wadi Rum, einem großen Nationalpark in der Wüste. Hier trafen wir auch auf unseren Guide, der uns die nächsten drei Tage begleiten sollte.
Suleiman ist ein kleiner wettergegerbter Beduine mit einem Englischvokabular von rund 100 Wörtern. Das tat seinem Charme aber nicht den geringsten Abbruch, machte ihn nur umso exotischer und spannender. Mit seinem halb verrosteten Jeep, der weder über Rauchverbot noch Anschnallgurte verfügte, haben wir das gigantische Wadi durchkreuzt. Und ich kann euch nun aus eigener Erfahrung sagen, durch die Wüste fahren, ist nicht leicht, macht aber unheimlich viel Spaß!
Aber wir sind ja bekanntlich jung und dynamisch und an einem Tag nur gewandert und geklettert.
Und ich kann euch sagen freeclimbing ist sehr empfehlenswert, und was wir röchelnd und schwitzend bestiegen, ging unser Beduine lächelnd rauchend herauf, als sei es das natürlichste der Welt 2000 Meter hohe Berge in 1 ½ Stunden zu schaffen.
Geschlafen wurde ganz in Beduinentradition im Zelt, und es war berauschend alleine in der Wüste zu sein, mit dem schönsten Sternenhimmel der Welt.
Ende des Aufenthaltes in der Wüste war eine Kameltour. Das Reiten auf Kamelen ist so freudebereitend wie schmerzhaft, also lasst eure Phantasie spielen...
Nach drei wunderschönen Tagen in der Wüste, ernsthaft, die Landschaft ist atemberaubend, machten wir uns auf nach Petra. Jeder der Indiana Jones kennt, weiß um die Szene in der Indy, sein Vater, Sallah und Marcus auf Pferden weg reiten, nachdem der heilige Gral gefunden und wieder verloren ist. Die eindrucksvolle Fassade im Hintergrund ist eine von vielen in Petra. Diese uralte Stadt, die Beduinen, Römern, Nabatäern und mehr bewohnten gehört zu Recht zu den 7 neuen Weltwundern. Petra ist eine in das Gebirge getriebene Stadt in der bis zu 70. 000 Menschen lebten. Höhlen und reichverziehrte Fassaden wohin man blickt. Aber eine genauere Beschreibung meinerseits würde nur einen schwindsüchtigen Eindruck geben, deshalb meine heißgeliebten Freunde, schaut es euch selbst an...
doch noch 2 Annekdoten aus Peta. Die erste spielte sich in unserem Hostel ab, wo der überaus freundliche Besitzer jeden Abend den eben genannten Indiana Jones Film vorführt. Nach Einbruch der Dämmerung kamen viele der muslimischen Einwohner der Stadt in unsere Herberge um sich mit Bier und Schnaps einzudecken, und diese dann verstohlen in schwarze Plastiktüten zu stecken und wieder zu verschwinden. Ich persönlich erachte die Herberge auch nur als Tarnung, ich denke die Haupteinnahmequelle unseres Hoteliers kommt aus dem Verkauf von Alkohol. Soviel zur Religiösität...
Jedoch ein Erlebnis hat mich verwirrt, sogar nachhaltig verstört: in Petra selbst haben wir uns mitten im Gebirge, auf einem großen Stein neben dem Weg eine Pause gegönnt und unser mitgebrachtes Mittagessen verspeist. Plötzlich erschien uns eine Gestalt, die nicht vom Weg kam, sondern von dem steilen und tiefen Abhang hinter uns. Eine alte Beduinenfrau, ganz im schwarz. Diese setzte sich auch gutgelaunt zu uns und fing an aus ihrer mitgebrachten Plastiktüte Kraut zu entnehmen was sie dann zu Zigaretten drehte. Haschisch und beduin smoke war ihre Antwort auf unsere verschüchterte Frage, was sie denn da rauche. Ich weiß bis heute nicht, was es war, was diese Frau da in großen Mengen inhalierte, aber es roch nach einer verendeten Iltisfamilie. Zu allem Überfluss holte diese Erscheinung auch noch eine Flöte heraus und spielte eine kleine Melodie. Diese hörten wir noch einige Male an verschiedensten Stellen Petras....
Unterm Strich kann ich nur sagen, dass Petra eine Sache ist, die man einmal gesehen haben muss, aber einmal reicht dann auch.
Doch Amman, die Haupstadt Jordaniens wollten wir uns natürlich ebenfalls nicht entgehen lassen.
Die Einwohner Ammans sind zu uns als offensichtliche westliche Touristen sehr freundlich, hilfsbereit und gar nicht aufdringlich gewesen. Es war sogar angenehmer als zum Beispiel in der Altstadt Jerusalems gewesen, wo man permanent und von allen Seiten aufgefordert wird, die feilgebotene Ware zu begutachten. „Welcome to Jordan!“ hörte man von allen Seiten, lächelnde Gesichter und ein Angebot von Ramsch, das jeder Beschreibung spottet. Dennoch fanden wir alle einige schöne Mitbringsel.
Den krönenden Abschluss unseres Bummels und dem Kulturprogramm war jedoch der Aufenthalt in einer Schischabar. Auf der Toilette habe ich einenn Berliner getroffen, dessen Eltern gebürtige Jordanier sind. Er selbst sprach also fließend arabisch und deutsch, keine Ahnung, wie ich immer auf solche Leute stoße. Er begleitete uns dann in eine Bar, die man so gar nicht gesehen hätte, befand sie sich im 2. Stock eines Wohnhauses. Doch glaubt mir, dieser Abend hatte es in sich!
In dem verrauchten Raum waren nur 2 Tische besetzt, und jeder hier war hoffnungslos betrunken.
Gestandene muslimische Männer mit glasigen Augen die einem beteuern, wie froh sie seinen, hier Touristen im Land zu haben, junge Araber die aufgeregt Photos mit uns machen wollten und ein ägyptischer Transvestit, der zum Bauchtanz und Schlimmeren genötigt wurde. Die Wasserpfeife war auch gut!
Am nächsten Tag sind wir dann zurück nach Israel und zurück in unser kleines beschauliches Ramat HaSharon gefahren. Die Dramen am Checkpoint lasse ich nun bewusst einmal weg.
Es war schon merkwürdig, der Urlaub war phänomenal und hat uns allen gut getan, dennoch hat es sich angefühlt wie nach Hause kommen und auch der erste Arbeitstag heute hat wieder richtig viel Spaß gemacht.
Das wars dann auch leider mal wieder aus dem Land wo Milch und Honig fließen.
Stay kosher,
in ewiger Liebe
Johannes